Geleitwort der beiden Inklusionsforscher Ines Boban und Andreas Hinz 2011
Dazugehören – das ist die Essenz dessen, was jedes Wesen braucht. Weil jedes DU zu dem ICH wird, dessen DU wir ihm sind, ist es essenziell, dass gesellschaftliche Institutionen sich so gestalten, dass jedes DU sich willkommen, getragen und gehalten fühlen kann – wenn wir denn eine dialogische, also inklusive Gesellschaft werden wollen. Eigentlich stellt sich diese Frage aber gar nicht mehr, nachdem die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung von 2006 auch bei uns in Deutschland seit 2009 zweifelsfrei feststellt, dass die Menschenrechte diskriminierungsfrei für alle und auch in der Schule gelten.
Wenn Studierende analysieren, wie problematisch ihnen gesellschaftliche Tendenzen dagegen erscheinen – beginnend schon bei medizinischen Möglichkeiten vorgeburtlicher Selektion –, halten wir ihnen vor Augen, dass wir als diejenigen, die Kinder und Jugendliche auf ihrem (Lern-) Weg begleiten, dennoch an einer entscheidenden Stelle etwas tun können, was evtl. sogar die frühen medizinischen Eingriffe aushebeln könnte: Wir können Kulturen, Strukturen und Praktiken in allen Lebensphasen so (um-) gestalten, dass jedes Kind und mit ihm seine Familie sich freundlich empfangen und teilhabend, teilnehmend und teilgebend fühlen kann und so auch von seinen Eltern Druck genommen wird.
Dafür gibt es viel zu tun. Wie sehr wir uns in einem kulturellen Umbruch befinden, kann ein Ausschnitt aus unserer Festrede zur feierlichen Übergabe der Examenszeugnisse an Studierende der Lehrämter an Gymnasien und Sekundarschulen an der Martin-Luther-Universität Halle im Sommersemester 2011 verdeutlichen:
Es war einmal eine Zeit, da
- durften Frauen nicht Fußball spielen
- durften Mädchen nicht zur Schule gehen und Frauen nicht zur Universität,
- galt die Hauptschule als sinnvolle Lernsituation,
- gab es eine Wehrpflicht und einen Zivildienst, der vorher Ersatzdienst hieß,
- gab es Sklaverei, Konzentrationslager und Apartheid,
- gab es eine Mauer, die Deutschland in zwei Teile teilte,
- galten Kernkraftwerke als sicher und deren Gegner als Spinner,
- war es unmöglich, bekennend homosexuell Bürgermeister zu werden.
Demnächst wird es eine Zeit geben, in der man sich kaum mehr vorstellen kann, dass es eine Zeit gab, da
- gab es sechs Sorten von LehrerInnen, die alle im Wesentlichen allein arbeiteten,
- wurden Kinder und Jugendliche zwangsweise auf verschiedene Schulformen verteilt,
- gab es eine Mauer – in Israel (auf die jemand geschrieben hatte: Ich bin ein Berliner).“
Dies war am 27. 6. 2011 in Halle – der Monat, an dem die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen in Deutschland stattfand und die Wehrpflicht ausgesetzt wurde, und es war der Tag, an dem der Bundesvorstand der CDU den Beschluss zur Überwindung des ‚dreigliedrigen Schulsystems‘ fasste.
Ethische und moralische Revolutionen sind also Alltagserfahrung. Die Zeit ist reif für Orte, die das ‚Belonging‘, das Dazugehören ermöglichen, Orte, die vermitteln: ‚Du bist hier richtig. Und das wird durch nichts und niemanden je in Frage gestellt.‘
Dass und wie das gehen kann – auch und gerade in einer Stadtteilschule –, zeigt dieses ermutigende Buch von Reinhard Stähling. Klar, dass dafür einige Spielregeln des veralteten Beschämungs- und Separationsspiels verändert werden müssen – und zwar für alle. Davon erzählen diese wichtigen Seiten dieser nun vierten Auflage. Wir sind froh, dass dieses ‚gute Zeugnis‘ für die Machbarkeit des Wandels immer mehr LeserInnen findet.
Halle (Saale) / Kroatien, September 2011 Ines Boban & Andreas Hinz
Reinhard Stähling Barbara Wenders
Ungehorsam im Schuldienst
Von heutigen Schulreformen lernen
Ein neues Praxisbuch für den Umbau der Schule
„Der Mensch hat sich durch Akte des Ungehorsams weiter entwickelt“, schreibt Erich Fromm 1963, „auch die intellektuelle Entwicklung hatte die Fähigkeit zum Ungehorsam zur Voraussetzung.“
Neville Alexander, einer der bedeutenden Befreiungspädagogen Südafrikas
und Weggefährte Nelson Mandelas erzählt, wie er ein Jahrzehnt im
Gefängnis Mithäftlingen das Lesen und Schreiben beibrachte. Diese und
andere Geschichten zeigen den Wert des Ungehorsams für die Bildung. Sie
sind in diesem Buch gesammelt. Gerhard Sennlaub hat als Schulrat ganze
Lehrergenerationen fasziniert, indem er sich gegen unsinnige
Schulvorschriften wehrte. Schulamtsleiter Heinz Kreiselmeyer kämpfte
gegen die Mühlen der Bürokratie und blieb trotz eines
Disziplinarverfahrens bis heute ungebrochen. Mit unbeirrter
Durchhaltekraft baute Gordon Porter kanadische Schulen um, die wirklich
für alle sind. Schulleiterin Gertraud Greiling zeigte Kindern in der
Wartburgschule, die 2008 den deutschen Schulpreis erhielt, wie man in
Freiheit selbstständig handeln kann.
Bedeutende Pädagogen unserer Zeit betreiben eine Art von
Selbsterforschung, wenn sie ihre Arbeit im Nachhinein betrachten. Sie
alle entdecken den Bildungswert des Ungehorsams. Ihre aufrechte,
humorvolle Haltung macht sie unbequem. Faszinierende Fotos von Donata
Wenders lenken den Blick auf die Würde der Kinder, um die es geht. Das
Buch bietet Hilfen für den Umbau der Schulen und beschreibt an
fassbaren Beispielen, wie das traditionelle Schulwesen ins Wanken kommt:
Eine Kraftquelle für alle, die Schule verändern wollen.
Barbara Wenders, Jg. 1952, Lehrerin für Grund- und Hauptschule und Sonderpädagogik, arbeitet im Gemeinsamen Unterricht in der Grundschule Berg Fidel Münster
Reinhard Stählingstrong>, Jg. 1956, Leiter der Grundschule Berg Fidel in Münster
Fotografische Schulimpressionen von Donata Wenders, Jg. 1965, Fotografin, Berlin
Ungehorsam im SchuldienstEine Rezension des gleichnamigen Buches
von Barbara Wenders und Reinhard Stähling
von Barbara Wenders und Reinhard Stähling
Auf dieses Buch habe ich schon seit vielen, vielen Jahren gewartet und sicherheitshalber schon mal einen Platz im Regal freigehalten. Ich wusste, es wird eines Tages erscheinen. Wahrscheinlich hat es die Zeit gebraucht, bis sich AutorInnen gefunden haben, um mit ihrer „Geschichte“ an die Öffentlichkeit zu gehen. Barbara Wenders und Reinhard Stähling ist es zu verdanken, dass dieses Werk über „Akte des Ungehorsams“ das Licht der Öffentlichkeit erblickte.
Wovon handelt das Buch?
Zwölf AutorIinnen, allesamt aus dem Bildungsbereich, berichten über ihren Berufsalltag als LehrerInnen, RektorInnen, in Heimen, in der Lehrerausbildung oder in der Schulaufsicht. Barbara Wenders und Reinhard Stähling stellten Interviewfragen, die Interviewpartner schilderten ihren alltäglichen Kampf gegen unsinnige Vorschriften, verknöcherte und unsichere KollegInnen und beschrieben destruktive, teilweise auch bösartige Vorgesetzte. Sie wehrten sich gegen Bevormundung und traten für Menschen ein, die auch unter der Willkür zu leiden hatten oder sich (noch) nicht wehren konnten. Es sind erlebte Geschichten und leise, manchmal auch laute Aufschreie gegen das Unrecht.
„Der lange steinige Weg – Ungehorsam im Dienste der Bildung“
Im ersten Interview des 1. Kapitels erzählt ein Schulrat, Gerhard Sennlaub (Titel: Gegen amtlich angeordnete Kinderschändung), dass er Freude und Befriedigung in seinem Beruf als Dorfschullehrer erleben wollte. Er müsse als Lehrer einsehen und empfinden können, dass er das Richtige tue. Unter dem Richtigen versteht er, dass sich eine Lehrkraft im Beruf wohlfühlt und dass auch die Kinder sich freuen. Er setzt sich für Kinder ein, für KollegInnen, die er später als Schulleiter an seiner Schule haben wollte. Eine seiner wichtigsten Botschaften:
„Bei Auseinandersetzungen muss unser Motto sein: Kein Verlierer!“
S.17
Für die Lehrkräfte fordert er:
„Gebt ihnen den Freiraum, den Idealismus und pädagogische Vernunft brauchen, und ihr werdet merken, wie viele gute es gibt.“ (S. 15)
Ich habe seinen Beitrag als eine Art Einführung in das Buch empfunden.
Exkurse
Zwischen den Interviews schreibt Reinhard Stähling kurze Zusammenfassungen, Ausblicke und theoretische „Abrundungen“. Sie stehen inhaltlich in der Regel in keinem direkten Zusammenhang AUSWEGE – 31.12.09 Rezension: Ungehorsam im Schuldienst 1
zum vorausgehenden Interview. Er nennt sie treffenderweise „Exkurse“. Sie schauen über den Interviewtext hinaus, ordnen ein, struktieren und sammeln. Bei der Gelegenheit sei gleich ein Hinweis auf die Buchstruktur gestattet: Sie ist gut gemacht, übersichtlich und klar im Aufbau. Aufgrund der Struktur mit den vorausgehenden Interviews war ich eher bereit, mich anschließend auf einen theoretischen Exkurs einzulassen.
Betroffene erzählen
Im zweiten Interview kommt Irmtraud Schnell zu Wort. Sie ist Sonderpädagogin, und eines ihrer Themen heißt „Integration“. Sie berichtet über sich, über die Herkunft ihrer Empathie für Kinder und über die Entstehung ihrer Motive, sich für die Integration von schwierigen Kinder in die Regelschule einzusetzen:
„Das Thema »Dazugehören« ist ein ganz tief verwurzeltes. Als Kind musste ich mich aus gesundheitlichen Gründen mehrmals für längere Zeit fern von meiner Familie aufhalten. Dieses Herausgerissensein, keinen festen Platz zu haben, was das heißt, kann ich Kindern nachfühlen. Es soll nicht sein, dass Kinder sich fragen müssen: »Wo gehöre ich eigentlich hin?«“ (S. 38).
Gerade die Verbindung von eigenem Wachstum, erlebten Enttäuschungen und Erfolgen, vom Finden eigener Wege und Ziele und dem Kampf gegen gesellschaftliche Strukturen habe ich als eine der größten Stärken des Buches empfunden. So wird nicht nur das eigene heroische Handeln herausgestellt, wie das aus zahlreichen Beispielen der früheren Arbeiterliteratur bekannt ist. Dort sollten leuchtende Beispiele vorgeführt werden, versehen mit dem moralischen Zeigefinger und dem Wissen um den „einzigen richtigen Weg“. In diesem Buch erzählen Betroffene von sich, ohne ständig „Wahrheiten“ verbreiten zu müssen.
In den weiteren Aufsätzen berichten die AutorInnen von der Leitungstätigkeit in reformpädagogischen Schulen, von Brennpunktschulen, Heimen und vom Widerstand gegen „gymnasiale Selbstverständlichkeiten“. Es würde zu weit führen, alle Interviews hier vorzustellen. Eines kann allerdings gesagt werden: Ich habe alle mit Spannung, Genuss und Betroffenheit gelesen.
„Skandal« –
Von Medien begleiteter Ungehorsam im Dienste der Bildung“
Der zweite Teil des Buches bleibt dem Schulamtsleiter a.D. Heinz Kreiselmeyer vorbehalten. Zunächst wird eine Chronologie seiner Disziplinarmaßnahme vorgestellt. Danach erzählt er im Interview von seiner Zeit als Seminarleiter und als leitender Schulamtsdirektor. Eine seiner wichtigsten Erkenntnisse:
„Es wäre schlimm, wenn du als Lehrer, Schulleiter oder Schulrat eines Tages gehen würdest und keiner würde merken, dass du gegangen bist. Eine gesichtslose Schule, ein gesichtloses Schulamt. Schlimm. Wenn du keine Spuren hinterlässt, hast du einen ganz wesentlichen Auftrag verfehlt. Es muss spürbar werden, dass es dich gab.“ (S. 193)
Heinz Kreislemeyer ließ sich in keinem seiner vielen Arbeitsbereiche verbiegen. Die Verfolgung seiner Person fußt nicht zuletzt auf dieser Haltung. Die Regierung von Mittelfranken ermittelte 27 Monate lang gegen ihn. Die Hintergründe der „Untersuchungen“ sieht er darin:
„Der Auslöser für die Ermittlungen lag offensichtlich in meinem Gesamtverhalten. Die Untersuchungen bezogen sich, mehr oder weniger verdeckt, auf meine öffentliche Kritik am System Schule, auf mein Eintreten für das Volksbegehren »Bessere Schule für Bayern«, meine öffentliche Darstellung einer rigiden bürokratischen Bildungsadministration und nicht zuletzt auf meine Aktivitäten in der Initiative Praktisches Lernen Bayern e.V. Als »persona non grata«, als »Rebell« sollte mir eine scharfe Lektion erteilt werden. Fortan wurden alle meine beruflichen Wege bis ins kleinste Detail untersucht und verfolgt.“ (S. 197)
Heinz Kreiselmeyer hat an der Macht der herrschenden Klasse gekratzt. Sein Bericht ist erschütternd. Zum Glück hat er alle Details akribisch gesammelt. Zum Glück auch konnten „sie“ ihn nicht brechen.
„Andere Länder – andere Sitten – Ungeheure Horizonte für die Bildung“
Im letzten Teil des Buches erzählen ein kanadischer
Schulamtsdirektor, eine kanadische Schulleiterin und ein
südafrikanischer Pädagoge und Widerstandskämpfer über den Kampf in ihren
Ländern. Sicherlich überflüssig zu erwähnen, dass dort die
Veränderungen auch keine Begeisterungsstürme hervorgerufen haben. Sobald
einer den Mainstream der herrschenden Reaktionäre und Kleingeister
verlässt, beginnt der alltägliche Kampf.
Fazit:
Dieses Buch bietet einen atemberaubenden Einblick in
Inkompetenz, Peinlichkeiten und Unterdrückungsmechanismen im Schul- und
Erziehungsbereich. Zwanghafte und ängstliche RektorInnen, kleingeistige
Schulaufsichtspersonen und angepasste PolitikerInnen werden immer wieder
beschrieben. Die Interviews ermöglichen weiterhin einen Blick hinter
die Kulissen einer schäbigen Kultus- und Schulbürokratie. Wer glaubt,
das Buch würde einem beim Lesen den letzten Nerv rauben, wenn man sich
mit solchen
unglaublichen Vorgängen beschäftigt, irrt allerdings. Im Klappentext heißt es:
„Das Buch bietet
Hilfen für den Umbau der Schulen und beschreibt an fassbaren
Beispielen, wie das traditionelle Schulwesen ins Wanken kommt: Eine
Kraftquelle für alle, die Schule verändern wollen.“
Bingo! Diese
Kraftquelle erlebte ich beim Lesen von Kapitel zu Kapitel aufs neue. Es
war weniger das Sammeln von Informationen über eine mögliche Veränderung
verkrusterter Strukturen oder das Vorgehen gegen autoritäre
Vorgesetzte. Nein. Die autentischen Schilderungen ließen mich teilhaben
an politischen Kämpfen, Zweifeln und persönlichem Wachstum. Da gibt es
Menschen, die sich mit Zuständen und Strukturen nicht abfinden konnten
und wollten. Menschen, die sich durchgesetzt haben, nicht zerbrochen
sind. Manchmal mussten sie klug handeln: Zwei Schritte zurück, bevor es
wieder einen Schritt weiter gehen konnte. Aber sie sind gegangen.
Aufrecht. Haben sich nicht verbiegen lassen. Haben für ihre Ideen und um
ihren Platz, an dem sie arbeiteten und lebten, gekämpft. Die Lektüre
war ein echter Gewinn!
Über den Autor:
Günther Schmidt-Falck, personzentrierter Coach und
Konfliktberater, ist Webmaster des Magazins AUSWEGE und Geschäftsführer
der GEW Ansbach.
Kontakt:
auswege@gmail.com
www.magazin-auswege.de
Die Schule als Problem- und Konfliktfeldvon Christa D. Schäfer
Probleme und Konflikte sind normal und es wird sie immer geben.
Wichtig ist hingegen, wie mit ihnen umgegangen wird.
Schön wäre ein konstruktiver und kreativer Umgang.
Das sind einige meiner Standardsätze in der Konfliktlotsen- und
Mediationsausbildung sowie in den Kursen zum Runden Tisch in der
Familie. Jetzt habe ich ein Buch in die Hände bekommen, das voll von
Problemen und Konflikten zum Thema Schule ist. „Ungehorsam im
Schuldienst“, so heißt das Buch von Reinhard Stähling und Barbara
Wenders aus dem Schneider Verlag Hohengehren.
Gehorsam war bzw. ist in den meisten Schulen noch immer oberstes
Erziehungsziel. Da klingt es paradox, von PädagogInnen als „ungehorsam“
zu sprechen.
Die Autoren des Buches interessierte, was hinter den Kulissen von
Schulen passiert, wo „ungehorsame“ Lehrerinnen und Lehrer bei der
Veränderung von Schule erfolgreich waren. Und es ist ihnen gelungen zu
zeigen, dass gute Pädagogik geradezu Ungehorsam herausfordert, so
resümiert Astrid Kaiser in ihrem Vorwort zum Buch. Da müssen
pädagogische Handlungsspielräume ausgeweitet werden und Zivilcourage
gegen bürokratische unpädagogische Richtlinien stehen. Mut und der
Wille, für Kinder und Jugendliche einzugestehen, wird so zur absoluten
Voraussetzung für dieses Handeln. Ein wunderbares Buch ist daraus
entstanden, dem ich viele Leser wünsche.
Über ein Kapitel, das mich besonders berührt hat, möchte ich hier
berichten. Wenn Kinder nicht in die Norm passen, ein Exkurs über den
Widerstand gegen gymnasiale Selbstverständlichkeiten – so heißt die
Ausführung. Barbara Wenders erzählt von Nelly, die von Geburt an eine
Spastik hat, dagegen aber meist schon mehrere Gedankengänge weiter ist,
wenn die anderen Kinder und Jugendlichen ihrer Klasse gerade zu denken
beginnen. Das hat ihr geholfen, eine „normale“ Schule besuchen zu
können, doch hatte Nelly immer das Gefühl, besser sein zu müssen als
alle anderen, um in der Schule bestehen zu können. Von den ganzen
Schwierigkeiten eine Schule zu finden, in dieser Schule in Ruhe arbeiten
zu können und sich dort mit ihrem Dreirad als Fortbewegungsmittel
bewegen zu können, möchte ich gar nicht berichten. Ich möchte lediglich
einige Sätze Nellys zitieren, die sie am Ende ihrer Schulzeit
rückblickend sagt:
„Auf so einer Schule, wie meine Grundschule eine war, wäre ich gerne länger geblieben. Dort gab es den Klassenrat, da haben wir gelernt, dass wir alle die gleichen Rechte haben. Auch ich durfte mich, im Gegensatz zur weiterführenden Schule, über meine Lehrer beschweren. Im Klassenrat haben wir gelernt, dass niemand bloßgestellt werden darf, dass jeder, der Hilfe braucht, sie auch bekommt. Für mich war nach ganz kurzer Zeit klar, dass ich immer jemanden hatte, der mir die Türen aufhielt. Dieser Dienst war im Klassenrat geregelt worden, und er funktionierte so selbstverständlich wie jeder andere Dienst auch.
Dann gab es auch noch Treppen vor dem Eingang. Wie sollte ich mit meinem Dreirad dort hinauffahren können? Die Schulleiterin hat vermutlich gegen Bauvorschriften verstoßen, als sie einfach Holzbohlen dorthin legte. Ich kam jedenfalls barrierefrei in die Schule. Als eines Tages ein anderes Kind mir drohte, mich von der Rampe zu stürzen, wusste ich, das kann ich im Klassenrat klären. Und es wurde geklärt.“ (Buch S. 75)
Eine überzeugendere Empfehlung für den Klassenrat kann es meiner Meinung nach doch gar nicht geben! Ich habe eine Praxishilfe zum Thema Klassenrat
geschrieben, die Sie kostenfrei herunterladen können und nach der Sie
einfach und unkompliziert den Klassenrat einführen können. Falls Sie ein
Trainingseinheit zum Klassenrat buchen möchten, auch dies biete ich in
einer Ein-Tages und Drei-Tages-Variante in Ihrer Schule oder in meinen
Berliner Räumlichkeiten an.
Ich hoffe darauf, dass viele Klassen den Klassenrat ebenso wie Nelly
als Klärungsort für ein friedlicheres Schulleben kennenlernen.
Kontakt:
www.mediation-berlin-blog.de
mail@ChSchaefer.de
Entwicklung durch Ungehorsam von Detlef Träbert
Rätselfrage: Was haben Neville Alexander, Jean Collicott, Ada Fuest, Gertraud Greiling, Walter Hövel, Astrid Kaiser, Heinz Kreiselmeyer, Raimund Patt, Manfred Pollert, Gordon Porter, Irmtraud Schnell, Brigitte Schumann und Gerhard Sennlaub gemeinsam? Alle waren sie „Ungehorsam im Schuldienst“. So lautet denn auch der Titel des neuen Buches von Reinhard Stähling und Barbara Wenders, Schulleiter und Lehrerin an der für ihre reformpädagogische Arbeit berühmten Grundschule Berg Fidel in Münster.
Die beiden Autoren haben die vorgenannten Persönlichkeiten in Interviews zum Erzählen gebracht: über ihren Kampf „gegen amtlich angeordnete Kinderschändung“ (Sennlaub), die Überwindung von „Angst vor Autoritäten“ oder über das Durchstehen eines langen Disziplinarprozesses, ohne die eigene Identität aufzugeben (Kreiselmeyer). Dabei geht es nicht darum, den Ungehorsam per se zur Tugend zu erheben, sondern es geht um „den Respekt für die Interessen und Bedürfnisse der Kinder“, um die „Achtung ihrer Rechte“ und den „Gehorsam gegen die eigenen Ideale“ (Sennlaub). Diesen Intentionen tragen auch die sehenswerten, einfühlsamen Fotos von Donata Wenders Rechnung.
Für alle berichteten Beispiele gilt, dass der Mut und die Unerschrockenheit ihrer Protagonisten, oftmals aber auch ihre taktische Klugheit, die Voraussetzungen dafür waren, pädagogische Ideale in Praxis umsetzen zu können. Es gehört eine große Disziplin dazu, erfolgreich ungehorsam zu sein. Schulentwicklung, ob es um die Arbeit in einem sozialen Brennpunkt, die Entwicklung von Ganztagsschule, Inklusion oder Leistungsbeurteilung geht, ist nicht immer mit den geltenden Vorschriften vereinbar. Wer – zumal benachteiligten – Kindern und Jugendlichen wirklich helfen will, muss Dinge tun, die so eigentlich nicht vorgesehen sind.
Reinhard Stähling stellt in eingeschobenen Exkursen immer wieder Sammlungen „praxiserprobter Ungehörigkeiten“ vor, die bei der konkreten Schulentwicklung hilfreich sein können. Andere seiner Exkurse zwischen den Berichten widmen sich u.a. juristischen und psychologischen Fragen.
„Die Menschheitsgeschichte begann mit einem Akt des Ungehorsams, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie mit einem Akt des Gehorsams ihr Ende finden wird“, wird Erich Fromm zitiert (S. 228). So lange Menschen sich um Menschlichkeit bemühen, so lange ist Ungehorsam vonnöten. Aber können ausreichend viele Menschen ausreichend mutig sein? „Wenn ich in einem Rechtsstaat nicht in der Lage bin, meine Überzeugung zum Ausdruck zu bringen und ein ganz kleines Zeichen zu setzen, was hätte ich dann wohl im Nationalsozialismus für eine Rolle gespielt?“ (S. 63 f.), fragt sich Brigitte Schumann in ihrem Bericht. Insofern passt auch Neville Alexanders Schilderung aus dem Widerstand in Südafrika in den Kontext von „Ungehorsam im Schuldienst“, denn Ungehorsam eröffnet ungeheure Horizonte für die Bildung – überall auf der Welt, sogar bei uns.
„Ungehorsam im Schuldienst“ ist eine „Kraftquelle für alle, die Schule verändern wollen“, heißt es zu Recht im Klappentext, und darüber hinaus ist es eine Bereicherung für jeden, der Schule menschlicher gestalten möchte.
Dipl.-Päd. Detlev Träbert
www.aktion-humane-schule.de
ahs@aktion-humane-schule.de
Ungehorsam im Schuldienst
Karl-Heinz Platte in NDS 4/2010
Ein bunter Strauß – vornehmlich praktischer – Erfahrungen und Ideen aus der Schule und für die Schule: Im ersten Kapitel werden zwölfnPädagogen aus dem Bildungsbereich interviewt. Anschaulich und spannend berichten sie aus ihrem pädagogischen Alltag. Versuche, gegen den verordneten Trott, gegen sinnlose Vorschriften und unsinnige Bevormundung anzugehen. Es wird gezeigt, wie Schule gelingen kann, wenn Lehrer es als ihre Aufgabe ansehen, pädagogisch verantwortungsvoll zu handeln, auch ohne „um Erlaubnis einzukommen“. Die (typisch deutsche) Angst vor Autoritäten ist nirgends so kontraproduktiv wie im Lehrerzimmer und im Klassenraum. Wer allerdings das Wohl des Kindes/des Jugendlichen an die erste Stelle setzt, hat auch in unserer Schule viele Möglichkeiten. Was im Umkehrschluss auch heißt: Da die überfällige Wende in der deutschen Schulpädagogik, in Schulpolitik und Schulstruktur, kaum zu erwarten ist, sind der einzelne Lehrer, das Pädagogen-Team, die Schule vor Ort gefordert, sinnvolle pädagogische Arbeit zu leisten, auch im Ungehorsam gegen überkommene Vorschriften. Die Beispiele der Interviewten machen dazu Mut, auch wenn sie ab und an ein wenig selbstgefällig daherkommen.
Zwischen die Interviews setzen Stähling und Wenders Exkurse, theoretische Hinweise, Überle- gungen und Ausblicke, die nicht immer einen unmittelbaren Bezug zu den Gesprächen haben.
Besonders eindringlich untermauern sie dabei die Notwendigkeit,
unsere Schulen endlich inklusiv zu gestalten. Der zweite Teil des Buches
ist dem „Fall“ des bayrischen Schulaufsichtbeamten a.D. Heinz
Kreiselrneyer gewidmet. Nach der Chronologie seiner Disziplinierung
durch die Regierung von MitteIfranken berichtet das CSU-Mitglied (!)
Kreiselmeyer in einem Interview von seiner Arbeit als Schulamtsdirektor
und Seminarleiter, vom vielfältigen „Druck von oben“ bei seinen
Versuchen, Schule ohne übermäßige Rücksicht auf die rigide
Bildungsadministration zum Wohl der Kinder zu gestalten.
Im letzten Kapitel kommen ein Hochschullehrer und eine Schulleiterin
aus Kanada zu Wort. Ihre reformerischen Ansätze „von unten“ bewirkten
letztendlich die Strukturänderung des kanadischen Schulsystems.
Zum Abschluss der Bericht von Prof. Dr. Neville Alexander,
ehemaliger südafrikanischer Freiheitskämpfer und Mithäftling von Nelson
Mandela, über Bildungsarbeit unter schwierigsten Bedingungen – im
Gefangenenlager auf Robben Island. Seit Beendi gung der Apartheid
arbeitet Alexander als Direktor der Bildungsinstitution für alternative
Pädagogik erfolgreich in seiner Heimat.
Fazit: Das Buch zeigt eine bunte Palette pädagogischer
Möglichkeiten, nachahmenswerte Beispiele für den Schulalltag,
wissenschaftliche Begründungen für überfällige Reformen, kleine Schritte
und große Erfolge – lesenswert für jeden engagierten Pädagogen und
Pflichtlektüre für die Schulaufsicht vom Schulrat bis zum
Kultusminister.
Rezension in Lehrerbibliothek.de
Christian Prior
„Viva la revolucion! Hasta la victoria siempre!" – so oder so ähnlich könnte man alle Personen, die in diesem Buch als Interviewpartner befragt werden, beschreiben.
Der Ungehorsam im deutschen Schuldienst scheint bereits im ganz kleinen anzufangen, sobald man nicht bürokratisch sondern menschlich oder pädagogisch anfängt zu denken. Allerdings schrecken die meisten dann doch vor der Maschienerie der Bürokratie zurück oder bangen, um ihren Job. Wie sonst lässt sich erklären, dass es dennoch nur so wenige bekannte Pädagogen gibt, die offen zu ihrem Ungehorsam im Schuldienst stehen.
Aus genau diesen Motiven handelten jedoch die Interviewpartner. Ihnen waren in den meisten Fällen die Konsequenzen ihres Handelns egal, bzw. hatten sie bereits genug Befürworte um sich gesammelt.
Die Interviews veranschaulichen sehr gut wie marode und inkonsequent das deutsche Schulwesen in vielen Fällen arbeitet.
Anhand des Beispiels „Lesehimmel“ wird dies sehr gut deutlich. Da
schafft man es junge Schüler zum Lesen zu animieren, kostet die Stadt
kein Geld für irgendwelche Baumaßnahmen, da man eine breite
Elternschaft, mit Fachleuten aus bautechnischen Berufen, motivieren
konnte einen sog. Lesehimmel zu konstruieren und zu bauen, und doch wird
das ganz Projekt dann doch von jenen Stadtangestellten mit
fadenscheinigen Ausflüchten, nach einer Betriebsdauer von mehreren
Monaten, stillgelegt.
Nicht die Bildung der Schüler sondern finanzielle und
wirtschaftliche Dinge stehen meist im Vordergrund. Politik sollte nicht
über das wohl der Kinder entscheiden. Genau dies kann man als Grundtenor
des Buches benennen.
Es öffnet einem die Augen für Möglichkeiten, sich im Schulalltag
wieder auf das zu konzentrieren, worauf es sich zu konzentrieren lohnt.
Die Schüler.
Leider kommt das Gymnasium, bzw. Lehrer an diesen Schulen nicht all zu gut bei diesen Interviews weg, obwohl es sich auch an diesen Schulformen und unter diesen Pädagogen einige gibt, die sehr ungehorsam arbeiten.
Fazit:
Absolutes Muss für jeden Pädagogen, der noch etwas verändern will!
Auszug
Rezension von Dr. Carl Rensinghoff, veröffentlicht in socialnet
Fazit Bildungsreformerinnen und -reformern und das gegenwärtige
Bildungssystem Kritisierenden sei die Lektüre dieser Schrift wärmstens
empfohlen. Wünschenswert wäre es, wenn es noch mehr querulatorische
Psychopathen in der Bildungslandschaft gibt, die reformerisch und zum
Wohle der zu Bildenden tätig werden.
Rezensison in
Zeitschrift für Heilpädagogik 12/2010
Ungehorsam im Schuldienst. Der praktische Weg zu einer Schule für alleInes Boban
Der Band 66 der Reihe »Grundlagen der Schulpädagogik« von Reinhard
Stähling und Barbara Wenders verspricht eine Kraftquelle für alle zu
sein, die Schule grundlegend verändern wollen. Denn dieses Buch
beschreibt Hilfen für den Umbau von Schule, die das traditionelle
Schulwesen ins Wanken bringen. Der Untertitel verrät die
Zielperspektive: Die Schule für alle. Und der Weg dorthin führt, wie
zahlreiche Beispiele im Band belegen, oft über den „Ungehorsam im
Schuldienst“. Das Herausgeberteam ist selbst erprobt im Verändern von
Schule. Reinhard Stähling ist Schulleiter der Grundschule Berg Fidel in
Münster, Barbara Wenders ist dort als Sonderpädagogin im Gemeinsamen
Unterricht tätig. 2006 erschien von ihm bereits im gleichen Verlag ein
Band mit hohem Innovationspotential: »›Du gehörst zu uns‹ – Inklusive
Grundschule. Ein Praxisbuch für den Umbau der Schule«. Nun folgt
konsequenterweise eine die Kreise erweiternde Ermutigungs- und
Inspirationsschrift, die viele »Zeugen« für die NOT-Wendigkeit
aufrichtig aufrechten Handelns zu Wort kommen lässt. Fotografisch wird
der entsprechende Blick hierfür von Donata Wenders unterstützt. Und
schon das Inhaltsverzeichnis inspiriert:
Unter »I. ›Der steinige Weg‹ – Ungehorsam im Dienste der Bildung«
erzählen neun PädagogInnen in unterschiedlichen Praxisfeldern von ihren
widerständigen Praktiken (Gerhard Sennlaub, Irmtraud Schnell, Brigitte
Schumann, Ada Fuest, Gertraud Greiling, Walter Hövel, Manfred Pollert,
Raimund Patt, Astrid Kaiser).
Vertieft wird dies unter »II. ›Skandal!‹ – Von Medien begleiteter
Ungehorsam im Dienste der Bildung«, wo die Chronologie des
Disziplinierungsversuchs eines »anstößigen« Schulamtsleiters (Heinz
Kreiselmeyer) erzählt wird.
Im »Teil III. ›Andere Länder – Andere Sitten‹ – Ungeheure Horizonte
für die Bildung« wird der Blick geweitet, indem ein kanadischer
Schulamtsdirektor und Hochschullehrer (Gordon Porter) und seine
Kollegin, Schulleiterin in New Brunswick (Jean Collicott), über die
Entwicklung zu einem vollständig inklusiven System einer ganzen Provinz
berichten und der südafrikanische Pädagoge und Widerstandskämpfer
Neville Alexander von der Bedeutung des gemeinsamen Lernens im Gefängnis
auf Robben Island erzählt. Zwischen all diesen anschaulichen
Beispielen, denen stets ein kurzer Steckbrief zur befragten Person voran
steht und die quasi im Gespräch entwickelt werden, bieten die
Herausgeberinnen eigene Reflexionen an, zum einen jeweils als Exkurs zu
verschiedenen Aspekten – wie pädagogische Grundüberzeugungen,
juristische Fragen, vermeintliche Norm-Selbstverständlichkeiten, »listig
widerspenstige« Eltern oder psychologische Überlegungen zu »Flüchten
oder Standhalten?«, und zum anderen als »Sammlung praxiserprobter
Ungehörigkeiten«. Diese werden in eine Übersicht gebracht und unter den
Rubriken »Alltagsnotwendigkeiten«, »Widersprüche/ Widerstände«,
»langfristige Visionen« und »erste Ungehörigkeiten« in systematische
Teilschritte zerlegt. Ein weiterer Exkurs zur Geschichte des Ungehorsams
in Praxis und Theorie rundet die Schilderung der listigen und
erfolgreichen Modelle zur lebbaren Veränderung von Schule(n) ab – und
das macht die Lektüre so nährend: Real existierende Menschen erläutern
die von ihnen gestaltete Praxis mit »guten Gründen« – analytisch,
getragen von Werten und Emotionen. Das vorliegende Buch ist ein Gewinn
für alle pädagogisch interessierten Menschen, die nicht auf »bess’re
Zeiten warten« wollen, sondern jetzt das in Schulen tun möchten, was ihr
Gewissen ihnen nahe legt, die aus den Alltagsnotwendigkeiten heraus
langfristige Visionen entwickeln und – weil sie mit den
Widersprüchen und Widerstände integrierend umgehen wollen – mit ersten
Ungehörigkeiten beginnen, ohne den Nordstern einer Schule mit inklusiven
Kulturen, Strukturen und Praktiken aus den Augen zu verlieren. Dabei
ist dieser Band eine große Hilfe!
Reinhard Stähling, Barbara Wenders (2011):
Ungehorsam im Schuldienst. Der praktische Weg zu einer Schule für alle.
Katja Faulstich-Christ
„Ich war nicht mutiger als andere, ich war nur weniger feige.“
Gerhard Sennlaub
„Ungehorsam im Schuldienst“ – der Titel des 250 Seiten starken Buches von Reinhard Stähling und Barbara Wenders weckt sofort die Neugier der Leserin. Ungehorsam. Schuldienst. Sind das nicht zwei sich ausschließende, ja geradezu kontradiktorische Substantive? Der Untertitel lässt die Stoßrichtung des Ungehorsams erahnen: „Der praktische Weg zu einer Schule für alle“ – eine Schule für alle Schülerinnen und Schüler, die Begabten und Leistungsstarken, die Leistungsschwächeren und die stärker Förderbedürftigen (aus dem normalen Schulbetrieb ausgegrenzt als „Sonderschülerinnen und -schüler“), den Schülerinnen und Schülern, die aufgrund ihrer Herkunft schlechtere Startchancen haben oder denen gar aufgrund ihres unklaren Rechtsstatus als Flüchtlinge das Menschenrecht auf Bildung versagt wird. Dass auch die zweite Auflage des 2009 erstmals erschienenen Bandes immer noch hoch aktuell ist, möchte ich an einem Beispiel aus Hessen illustrieren: Am 25.2.2011 berichtet die Frankfurter Rundschau aus einer aktuellen Studie, dass die Zahl der Schulabbrecher in Hessen weiter ansteigt. 7 Prozent der Jugendlichen verlassen die Schule ohne Abschluss, wobei Förderschüler und die Schüler in Offenbach und Kassel besonders stark betroffen sind.
Was „Ungehorsam“ ist, wird von den Autoren nicht streng definiert, sondern die Bedeutung ist eher prototypisch im Band präsent: Ungehorsam als Verweigerung von Gehorsam gegenüber unsinnigen Rechtsvorschriften, Ungehorsam gegenüber der blind exekutierten Selektionsfunktion von Schule und Notengebung, Ungehorsam gegenüber vermeintlichen Sachzwängen. In diesem Sinne kann sich Ungehorsam ausdrücken als Einstellung und/oder praktisches Verhalten, kann öffentlich gemacht werden oder hinter geschlossenen (Klassen-)türen erfolgen, allein oder gemeinsam geplant oder situativ entstanden sein. Gemeinsam ist den Praxisbeispielen zivilen Ungehorsams aus verschiedenen Grundschulen, reformpädagogischen Einrichtungen und Brennpunktschulen sowie Heimen, dass sie verschiedenen, quasi von „oben“ verordneten Schulreformen vorausgehen.
Die besondere Qualität des Bandes stellt sich durch die Interviews ein, die die beiden Autoren in den Jahren 2007 bis 2009 mit 13 bekannten Schulreformen und -reformerinnen vorrangig aus Deutschland, aber auch aus Kanada und Südafrika, geführt haben: Gerhard Sennlaub, Irmtraud Schnell, Brigitte Schumann, Ada Fuest, Gertraud Greiling, Walter Hövel, Manfred Pollert, Raimund Patt, Astrid Kaiser, Heinz Kreiselmeyer, Gordon Porter, Jean Collicot und Neville Alexander. Die Darstellung selbst ist in drei Teile gegliedert:
Zunächst wird „»Der lange steinige Weg« – Ungehorsam im Dienste
der Bildung“ (S. 9–171) vorgestellt, es folgt die Aufarbeitung eines in
den Medien stark präsenten Fallbeispiels um den Schulamtsleiter Heinz Kreiselmeyer (S.
174–209), drittens wird dann den Bemühungen um eine inklusive Schule in
Kanada (S. 213–227) und der Bildungsarbeit in südafrikanischen
Gefängnissen zur Zeit der Apartheit nachgegangen (S. 241ff.). Zwischen
den Interviewbeiträgen streuen die Autoren eigene als „Exkurse“
gekennzeichnete Beiträge, die zwar nicht im direkten inhaltlichen
Zusammenhang mit den Interviews stehen, aber einige der dort gemachten
Aussagen systematisieren bzw. weiterführen, insbesondere durch sehr
hilfreiche tabellarische Übersichten zur Anregung eigener
Reformtätigkeiten und Widerständigkeiten.
Für den Lesenden angenehm ist, dass er quasi nach Interesse quer
durch das Buch lesen kann, die Beiträge folgen keiner festgelegten
Reihenfolge.
Um es vorwegzunehmen: Alle Interviews bieten beeindruckende
Beispiele für Zivilcourage gegenüber einer inhumanen Systemlogik –
oftmals ungeachtet drohender Sanktionen und Konflikten mit Vorgesetzten,
aber auch Kolleginnen und Kollegen und auch Eltern. Der biographische
Zugang fesselt dabei besonders durch die unerschrockene Offenheit der
Interviewpartnerinnen und -partner, die nicht mit moralischem
Zeigefinger berichten, sondern sehr authentische Einblicke in ganz
persönliche Erfahrungen und Konflikte geben (Es verwundert daher nicht,
dass die Interviewten oftmals bereits dem Pensionsalter nahe oder
bereits aus dem aktiven Schuldienst entlassen sind.) Die Betroffenheit,
die sich beim Lesen einstellt, ist aber eine hoffnungsfrohe – trotz
aller Widerstände sind Veränderungen möglich!
Aus der Fülle der gleichermaßen eindringlichen, ernüchternden wie
ermunternden Lektüre der Einzelinterviews müssen aus Raumgründen zwei
Beispiele praktischen Ungehorsams genügen:
Gerhard Sennlaub, ehemaliger Lehrer, Schulleiter und
Schulamtsdirektor begründet ausführlich, was es heißt „vom Kind aus zu
denken“ (S. 10), d.h. „pädagogisch anständig und vernünftig“ (ebd.) zu
handeln. So lässt er zum Beispiel im Aufsatzunterricht die Kinder die
Noten befinden (im Ansatz zumindest im Sinne von Schreibkonferenzen ein
Element heutiger Feedbackkultur im Rahmen der prozessorientierten
Schreibdidaktik), akzeptierend, dass die Noten mangelhaft oder
ungenügend für die Kinder nicht existieren. Im Rechtschreibunterricht
unterläuft er ebenfalls die Ausschöpfung der vollen Notenskala. Dem
Benotungszwang werden auch von anderen interviewten Schulreformern etwa
Maßnahmen wie Bewertungsgutachten mit Förder- und nicht
Defizitorientierung entgegengehalten, wie sie teilweise dann
schulrechtlich im Nachhinein auch abgesegnet wurden. Als Pädagoge macht
er sein Vorgehen den Eltern transparent, zwingt es aber keinem Kollegen
und keiner Kollegin auf. In einer Stadt hat er in Zusammenarbeit mit der
Stadtverwaltung eine Sonderschule für Lernbehinderte aufgelöst.
Besonders aufschlussreich war für mich, dass (nicht nur) Sennlaub den
Prozess von Schulreformen als Weg von unten nach oben kennzeichnet (vgl.
z.B. S. 15f.), d.h. Praxisveränderungen aufgrund ihrer Notwendigkeit
angedacht, erprobt, durchgeführt und verbreitet werden (so etwa das
Freie Arbeiten und das Arbeiten nach Wochenplan) – Neuerungen und
Veränderungen der Schulkultur, die dann im Nachhinein durch
Schulreformen verbindlich oder zumindest legitimiert werden.
Gertraud Greiling, Gründerin des Gievenbecker Projekts und ehemalige
Schulleiterin der Wartburgschule, berichtet von ihren Reformbemühungen
und rät, Reformen immer schrittweise und in angemessenem Tempo
anzugehen. Ihre Ganztagsschule beginnt mit Spendengeldern, die den
Einsatz einer Erzieherin mit einer halben Stelle ermöglichten, führte
über die Abschaffung bzw. Umgestaltung einer Hausaufgabenpraxis, die die
leistungsschwächeren Kinder benachteiligte und erforderte gelegentliche
Mogeleien wie das Einüben von Diktaten, die eigentlich ungeübt
geschrieben werden sollen. Manches hat kafkaeske Züge, etwa wenn sie für
ihre Schule vom Schulamt Teppiche wünscht und die zerschlissenen
Altbestände von einem Gymnasium erhält, das gerade einen neuen Teppich
bekam. Den Kampf um jede einzelne Ressource, vom Einsatz eines
Zivildienstleistenden bis hin zur Ausstattung der Räume schildert sie
mit viel Humor und Augenzwinkern – sie habe immer für die Menschen,
nicht gegen die Menschen gestritten. Aufschlussreich sind auch ihre
Erinnerungen an die Praxis der Notenvergabe - so wurden in ihrer Klasse
Lernentwicklungsberichte angelegt, die den Schülerinnen und Schülern
eine differenzierte Rückmeldung geben sollten und die große Zustimmung
bei den Eltern fanden. Für die weitere Schullaufbahn sei dies nicht
hinderlich, sondern im Gegensatz förderlicher gewesen als reine Noten.
Denn ihre Schüler wollten wissen, warum sie nun genau eine vier erhalten
hatten, d.h. was sie noch üben könnten, wo genau sie nacharbeiten
mussten usw.
Wie aus der vorangegangenen Besprechung hervorgeht, halte ich das
Buch für außerordentlich lesenswert und möchte es Studierenden wie
Referendaren, jungen wie gestandenen Lehrerinnen und Lehrern und
Ausbilder/-innen wie auch allen mit Schule befassten Personen in der
Kultusbürokratie und darüber hinaus sehr empfehlen. Einige ungeklärte
Fragen bzw. Ratlosigkeiten am Ende der Lektüre seien aber nicht
verschwiegen: Die von den Schulreformern und -reformerinnen angestoßenen
Veränderungen der Schulkultur sind beeindruckend und ausnahmslos auf
die Bildung und die Würde der Schülerinnen und Schülern gerichtet.
Die versammelten tabellarischen Übersichten liefern Praxisanregungen
und -anleitungen zum Handeln – allein oder im Verbund mit
Gleichgesinnten, Eltern usw. Wie aber ist die weitere Schulentwicklung
machbar? Besteht sie in der Summe von einzelnen, verantwortungsvoll
durchgeführten Praxisänderungen und Widerständigkeiten gegenüber
Bestehendem und bestehendem Unsinn durch besonders engagierte, quer
denkende Lehrerinnen und Lehrer?
Ist die „Schule für alle“ erreichbar – wenn nicht die grundsätzliche
Frage des Schulsystems diskutiert wird und strukturelle Veränderungen
realisiert werden? Sollen sich derartige Veränderungen der Schulkultur
in einem bundeseinheitlichen Rahmen vollziehen oder bleibt es bei
schulspezifischen, regionalen bis länderweiten Regelungen? Verdeckt der
Ruf nach Eigeninitiative und Engagement der einzelnen Kolleginnen und
Kollegen nicht grundlegende strukturelle Defizite und Machtstrukturen,
die Veränderungen durch den Souverän bedürfen – den Bürgerinnen und
Bürgern, die über die Schule entscheiden müssen, die sie wollen? Und –
inwiefern bieten oder verhindern die Konkretisierungen der
Bildungsstandards in den Bundesländern als Schulreform „von oben“
Möglichkeiten hin zur „Schule für alle“?
Bleibt zu hoffen, dass der in den versammelten Beiträgen
geschilderte Wandel hin zu einer humanen, alle Schülerinnen und Schüler
fördernden und respektierenden Schule, weitergeht und die Diskussion um
die grundsätzlichen Strukturveränderungen verstärkt, wie etwa die
Auflösung der Selektionslogik der Sonderpädagogik. Das Buch ist hierfür
eine unschätzbare Inspirationsquelle.
Was wir von heutigen Schulreformern lernen können
„Auf dieses Buch habe ich schon seit vielen, vielen Jahren gewartet und sicherheitshalber schon mal einen Platz im Regal freigehalten. Ich wusste, es wird eines Tages erscheinen. Wahrscheinlich hat es die Zeit gebraucht, bis sich Autorinnen gefunden haben, um mit ihrer ,Geschichte? an die Öffentlichkeit zu gehen. Barbara Wenders und Reinhard Stähling ist es zu verdanken, dass dieses Werk über ,Akte des Ungehorsams' das Licht der Öffentlichkeit erblickte.“
So beginnt die Rezension von Günther Schmidt-Falck im online-Magazin „Auswege“ und schließt mit dem Fazit: „Dieses Buch bietet einen atemberaubenden Einblick in Inkompetenz, Peinlichkeiten und Unterdrückungsmechanismen im Schul- und Erziehungsbereich. Zwanghafte und ängstliche Rektorinnen, kleingeistige Schulaufsichtspersonen und angepasste Politikerinnen werden immer wieder beschrieben. Die Interviews ermöglichen weiterhin einen Blick hinter die Kulissen einer schäbigen Kultus- und Schulbürokratie. Wer glaubt, das Buch würde einem beim Lesen den letzten Nerv rauben, wenn man sich mit solchen unglaublichen Vorgängen beschäftigt, irrt allerdings. Im Klappentext heißt es: ,Das Buch bietet Hilfen für den Umbau der Schulen und beschreibt an fassbaren Beispielen, wie das traditionelle Schulwesen ins Wanken kommt: Eine Kraftquelle für alle, die Schule verändern wollen? Bingo! Diese Kraftquelle erlebte ich beim Lesen von Kapitel zu Kapitel aufs Neue.“
Auch Christian Prior ist begeistert von den heutigenSchulreformern und schreibt in „Lehrerbibliothek.de“: ,Viva la revolucion! Hasta la victoria siempre!? – so oder so ähnlich könnte man alle Personen, die in diesem Buch als Interviewpartner befragt werden, beschreiben." Und er resümiert wie viele andere Rezensenten: „Absolutes Muss für jeden Pädagogen, der noch etwas verändern will!“
Was fasziniert so viele Leser an den klaren,ungeschminkten Worten z. B. des ehemaligen Schulrates Gerhard Sennlaub oder der ehemaligen Schulleiterin der Wartburgschule Münster? „Die authentischen Schilderungen ließen mich teilhaben an politischen Kämpfen, Zweifeln und persönlichem Wachstum. Da gibt es Menschen, die sich mit Zuständen und Strukturen nicht abfinden konnten und wollten. Menschen, die sich durchgesetzt haben, nicht zerbrochen sind. Manchmal mussten sie klug handeln: Zwei Schritte zurück, bevor es wieder einen Schritt weiter gehen konnte. Aber sie sind gegangen. Aufrecht. Haben sich nicht verbiegen lassen. Haben für ihre Ideen und um ihren Platz, an dem sie arbeiteten und lebten, gekämpft. Die Lektüre war ein echter Gewinn!“ (Günther Schmidt-Falck)
„Lesenswert für jeden engagierten Pädagogen und Pflichtlektüre für die Schulaufsicht vom Schulrat bis zum Kultusminister“, so Karl-Heinz Platte.
2011, schon ein Jahr nach seinem Erscheinen, liegt das Buch „Ungehorsam im Schuldienst“ in leicht verbesserter und erweiterter 2. Auflage vor – ein Zeichen für seine hohe Aktualität. Anspornende Rückmeldungen erreichten die Autoren von leitenden Ministerialbeamten, führenden Wissenschaftlern, von Menschenrechtsinitiativen, von Behindertenvertretern und von etlichen sogenannten „einfachen“ Lehrern, die eigentlich – wenn man die 13 interviewten Schulreformer richtig versteht die Helden dieses Buches sind.
Im Jahr 2010 bekam sogar ein scheidender Schulleiter in einer westfälischen Ortschaft „Ungehorsam im Schuldienst“ als Abschiedsgeschenk von der Schulaufsicht – so in einem anerkennenden Beitrag der Westfälischen Nachrichten" zu lesen. Ungehorsam als konsequentes Handeln von Beamten, die auf die Verfassung vereidigt wurden! Ein kleines Symbol der Hoffnung.
*) Reinhard Stähling, Barbara Wenders Ungehorsam im Schuldienst. Der praktische Weg zu einer Schule für alle, 2. Auf!., Baltmannsweiler (Schneider Verlag Hohengehren) 2011, 256 S., € 19,80
Der Autor: Dr. Reinhard Stähling, Leiter der Grundschule Berg Fidel in Münster
© 2011 Prof. i.R. Dr. Reimer Kornmann
Unterrichtspraktische Impulse für Inklusion
(Referat bei der Teilpersonalversammlung des Staatlichen Schulamts Mannheim am 29.03.2011 in Mosbach)
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
sehr wahrscheinlich werden Sie meine Ausführungen mit sehr
unterschiedlichen Erwartungen aufnehmen und verarbeiten. Dies ist sicher
abhängig von Ihrer Lebensgeschichte, die stark von Ihren Erfahrungen
mit Schule und Unterricht – sowohl in Ihren Rollen als Lernende wie auch
als Lehrende – geprägt sein dürfte.
Diese Prägungen durch schulbezogene Erfahrungen fallen bei Ihnen
vermutlich recht unterschiedlich aus. Auf diese Unterschiede gehe ich
aber nicht weiter ein, sondern ich will in einem ersten Abschnitt
versuchen, Ihre gemeinsamen Erfahrungen zu umreißen. Diese Erfahrungen
haben viel mit dem Thema Inklusion zu tun – wenn auch mit eher negativem
Vorzeichen. Immerhin können daran wichtige Erkenntnisse anknüpfen, die
zum Verständnis des sehr schillernden Begriffs der Inklusion beitragen.
Inklusion ist ja vor ziemlich genau zwei Jahren in Deutschland,
nämlich am 26. März 2009, zu einem wichtigen bildungspolitischen Thema
geworden, weil hier an diesem Tage die UN-Konvention zu den Rechten von
Menschen mit Behinderungen in Kraft getreten ist. Bekanntlich
verpflichtet sie die Vertragsstaaten, ein inklusives Schulsystem auf
allen Ebenen zu schaffen. Die Frage, was unter Inklusion zu verstehen
ist und welche Chancen sich hieraus für die Weiterentwicklung des
Schulwesens ergeben, möchte ich im zweiten Abschnitt meiner Ausführungen
behandeln.
In diesem soll deutlich werden, dass entscheidende Schritte auf dem
Weg zu einem inklusiv ausgerichteten Schulsystem nur in der Überwindung
separierender Strukturen und Mechanismen bestehen können. Diesen
Meilenstein haben viele europäische Länder, vor allem aber Kanada und
die USA, schon seit längerem hinter sich gelassen. Bei solchen
internationalen Vergleichen wird deutlich, wie eng der Rahmen im
deutschen Bildungssystem für eine inklusive Unterrichtspraxis gezogen
ist. Daraus ergibt sich die Frage, ob und wie dennoch Elemente einer
inklusiv orientierten Unterrichtsgestaltung unter den derzeit gegebenen
Bedingungen entwickelt werden können. Dieser Frage möchte ich in einem
dritten Abschnitt anhand eines praktischen Beispiels nachgehen.
1. Gemeinsame Erfahrungen deutscher Lehrerinnen und Lehrer
Uns alle verbindet zumindest ein wichtiges Merkmal, das uns von
der Mehrzahl unserer deutschen Zeitgenossen deutlich abhebt: Wir haben
den höchsten Bildungsabschluss – bzw. ein entsprechendes Äquivalent
dafür – erreicht, den das deutsche Schulwesen zu vergeben hat – egal,
wie leicht oder schwer dieses im Einzelfall auch gewesen und wie gut der
jeweilige Notendurchschnitt letztendlich auch ausgefallen sein mag. Man
kann auch sagen, dass wir alle Hürden des Schulsystem – wenn auch
vielleicht nicht immer beim ersten Anlauf – erfolgreich übersprungen
(oder vielleicht auch unterlaufen) und somit einen durchaus
privilegierten Status in der Gesellschaft erreicht haben. Mit Recht
dürfen manche von uns hierauf stolz sein, insbesondere dann, wenn sie
diesen schulischen Erfolg trotz widriger Bedingungen und dank besonderer
Anstrengungen erkämpft oder ihn mit List und Tücke errungen haben.
Letztendlich aber verdanken wir unseren Erfolg auch unseren
Konkurrentinnen und Konkurrenten, die entweder an den Kriterien des
höchsten schulischen Erfolgs gescheitert sind oder sich diesen Kriterien
aus verschiedenen Gründen nicht gestellt haben oder nicht stellen
konnten.
Ich halte diesen Aspekt schulischen Erfolgs für grundlegend.
Zugleich vermute ich, dass er vielen von uns so selbstverständlich, ja
geradezu so trivial erscheinen mag, dass er kaum artikuliert, geschweige
denn gründlich hinterfragt wird. Hinzu kommt die Tatsache, dass man
verständlicherweise leicht und gern dazu neigt, Kriterien, die einen
selbst begünstigen, stillschweigend zu akzeptieren und vor Kritik in
Schutz zu nehmen. Diese Kriterien, allen voran die versetzungsrelevanten
steuernden Noten, bilden die Mechanismen des ausleseund
wettbewerbsorientierten Bildungswesens. Wir selbst sind Nutznießer
dieser Mechanismen, und daher kann uns zunächst einmal eine gut
nachvollziehbare, lebensgeschichtlich sinnvoll begründete Loyalität zu
unserem Schulsystem unterstellt werden. Ist es doch verständlich, dass
man den Sinn und die Berechtigung von Regeln, die einen selbst
begünstigen oder begünstigt haben, nur sehr ungern in Zweifel zieht und
eigentlich nur solche Bedingungen ändern möchte, die einen selbst
benachteiligen oder behindern.
Diese Loyalität zum Schulsystem ist vielleicht während der
Studienzeit bei dem einen oder der anderen von uns durch kritische
wissenschaftliche Impulse mehr oder weniger stark ins Wanken geraten,
letztlich ist es aber verständlich, wenn diese loyale Einstellung,
bedingt auch durch die Erfahrungen im Referendariat, weitgehend in die
Dienstzeit „hinüber gerettet“ und dort eher noch gefestigt als
erschüttert wurde. Je stärker nun diese Loyalität bei jeder einzelnen
Lehrperson ausgeprägt ist, desto schwerer wird es für sie sein, sich mit
alternativen schulorganisatorischen und pädagogischen Konzepten
interessiert, offen und konstruktiv auseinander zu setzen. Diese Aussage
mag etwas ironisch klingen, doch so ist sie keinesfalls gemeint. Sie
umschreibt vielmehr einen sinnvollen Kerngedanken mit wahrscheinlich
hohem Erklärungswert, und sie nimmt dabei
Bezug auf eine wichtige gesellschaftspolitische Kategorie, die der
Privilegierung. Sie ist zentral für den Begriff der Inklusion.
2. Zum Begriff der schulischen Inklusion
Beim Begriff der schulischen Inklusion sind zwei Aspekte
voreinander zu unterscheiden: der schulorganisatorische und der
unterrichtspraktische.
Der schulorganisatorische Aspekt beinhaltet der Idee nach,
dass auf jede Form von Auslese und Separierung verzichtet wird. Auslese
und Separierung sind eng verbunden mit der vertikalen Gliederung unseres
Bildungssystems. Dazu eine Anmerkung: Üblicherweise ist von dem
dreigliedrigen Schulsystem die Rede, jedoch existieren zusätzlich zwei
der Sonderpädagogik zugeordnete Schulformen mit noch geringer
eingeschätzten Abschlüssen: nämlich die Förderschule mit dem Schwerpunkt
Lernen – vormals Sonderschule für Lernbehinderte – und die Förderschule
mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung – vormals Sonderschule für
Geistigbehinderte. Den fünf Niveaustufen entsprechen also verschiedene
Abschlüsse von jeweils unterschiedlichem Wert für die weitere
Lebensgestaltung. Die verschiedenen Möglichkeiten zur Wahrnehmung
sozialer Chancen (Stichwort Qualifikation) und der
Persönlichkeitsentfaltung (Stichwort Bildung) müssen hier nicht im
Einzelnen erörtert werden, es genügt zu erkennen, dass es viele gute
Gründe gibt, den höchstmöglichen schulischen Bildungsabschluss
anzustreben und die minderen zu meiden. Wer jedoch im Wettbewerb um die
begehrenswerten Plätze im Schulsystem ins Hintertreffen gerät, könnte
dies als Ausschluss oder Diskriminierung empfinden – ein Zustand also,
der das Gegenteil von Inklusion umschreibt.
Nun kann aber ein gesellschaftlichen Zustand, in dem Privilegierung
und Diskriminierung herrschen, nur aufrecht erhalten werden, wenn ihn
sowohl die benachteiligten als auch die bevorzugten Menschen als gerecht
und gerechtfertigt, eben als „normal“, erleben können. Die ideologische
Stütze hierfür bietet die Theorie der angeborenen
Begabungsunterschiede, und als Instrument ihrer Feststellung dienen die
Zensuren in Form von Ziffern-Noten. Sie bilden den Kern der
Diskriminierung und verhindern grundsätzlich alle weiteren Entwicklungen
auf dem Weg zur Inklusion.
Eine etwas differenziertere Betrachtung ist jedoch bei Menschen mit
Beeinträchtigungen ihrer Sinnestüchtigkeit, ihrer sprachlichen und
motorischen Fähigkeiten und mit sozial-emotionalen Problemen angebracht:
In Deutschland werden sie zu großen Teilen in eigens dafür
eingerichteten Sonderschulen oder – nach aktueller Terminologie – in
Förderschulen unterrichtet. Zur Analyse ihrer Situation greift die
Kategorie der Privilegierung nur bedingt: Die entsprechenden
Einrichtungen sind meistens personell und materiell relativ gut
ausgestattet, was ja durchaus anerkennenswert ist. Die
schulorganisatorische Separierung wird damit begründet, dass nur eine
auf die jeweilige Beeinträchtigung zugeschnittene spezielle pädagogische
Förderung in eigens dafür vorgesehenen Einrichtungen die bestmögliche
Entwicklung gewährleiste.
Eine solche Begründung lässt sich jedoch weder mit pädagogischen
Argumenten, noch mit den Ergebnissen praktischer Erfahrungen und
empirischer Forschung halten – zumindest nicht in dieser absoluten Form.
Die Idee der Inklusion würde für junge Menschen mit Beeinträchtigungen
beinhalten, dass ihnen die gleichen Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten
geboten werden wie solchen Kindern, die keine Beeinträchtigungen
aufweisen, und dass sie dabei alle Hilfen erhalten, die für die
Ausbildung ihrer Entwicklungspotenziale erforderlich sind. Dies
geschieht am besten in einer Schule für alle.
Dieser Gedanke leitet nun über zum schulpädagogischen Aspekt von Inklusion.
Es genügt, wenn ich diesen hier nur sehr grob skizziere, hängen doch
alle wesentlichen Merkmale von einem entscheidenden Kriterium ab, dem
schon angesprochenen Verzicht auf Ziffern-Noten.
Eine inklusiv orientierte pädagogische Praxis
- geht von der normalen Vielfalt pädagogisch bedeutsamer Merkmale der Schülerinnen und Schüler aus,
- betont die Chancen, die sich hieraus für gemeinsame Lern- und Entwicklungsprozesse ergeben, indem sie die Unterschiede der Lernvoraussetzungen und Lernerfahrungen als Bedingung wechselseitiger Anregungen und Unterstützungen nutzt, und damit auf kooperative Lernformen setzt,
- bevorzugt Inhalte und Formen schulischer Lernangebote, welche die unterschiedlichen Begabungen aller Lernenden und deren biografisch bedingte Erfahrungshintergründe respektieren,
- ersucht zugleich aber auch, ungünstig wirkenden Milieueinflüssen oder Erfahrungsdefiziten einzelner Kinder wirksam zu begegnen und ihre negativen Folgen auszugleichen, wozu sicherlich in vielen Fällen Unterstützung durch Schulsozialarbeit erforderlich ist.
- fordert von jedem Kind ein Höchstmaß seiner Lernleistungen – gemessen an dessen individuellen Möglichkeiten.
Diese idealen Merkmale einer inklusiven Unterrichtsgestaltung lassen sich am ehesten und am besten in einem zensurenfreien Raum verwirklichen, mehr noch: Wer sich konsequent an ihnen orientiert, stellt die Ordnungsprinzipien unseres Schulsystems, zumindest im Bereich des öffentlichen Schulwesens, in Frage. Allerdings lassen sich solche subversiven Gegenbewegungen, die über die eng gezogenen Grenzen pädagogischen Denkens und Handelns hinausweisen, auch in der unterrichtspraktischen Realität hin und wieder finden. Entsprechende Beobachtungen und Berichte können denjenigen Mut machen, die sich für eine inklusive Pädagogik engagieren, und sie bieten vielleicht denjenigen, die sich damit noch nicht intensiv auseinandergesetzt haben, neue Perspektiven. Daher möchte ich abschlie§end ein praktisches Beispiel anführen, das an die Überlegungen und Analysen zur Leistungsbeurteilung anknüpft.
3. Beispiel für eine inklusiv gestaltete Unterrichtssequenz
Das nachfolgend dargestellte Beispiel wurde im Rahmen der
schulpraktischen Ausbildung, an der ich mich im Rahmen meiner Aufgaben
an der Pädagogischen Hochschule beteiligte, gewonnen – und zwar bereits
gegen Ende der 70er Jahre. Es lässt aber bereits bildungspolitische und
bildungstheoretische Perspektiven erkennen, die meines Erachtens aktuell
und richtungsweisend für die Entwicklung inklusiver pädagogischer
Konzepte sind.
Ich beobachtete einen Studenten bei einer Rechenstunde. Er stellte
den Kindern Aufgaben, die im Kopf zu lösen waren und ging dabei durch
die Bankreihen. Dabei achtete er auf die Kinder, die sich meldeten und
ließ sich von ihnen die Lösung ins Ohr flüstern. Nachdem alle Kinder,
die sich gemeldet hatten, auch berücksichtigt worden waren, ließ er
zunächst die Aufgabe wiederholen und rief danach gezielt bestimmte
Kinder auf, die Lösung zu sagen und zu wiederholen.
Es waren immer richtige Lösungen, und sie wurden auch und gerade von den leistungsschwachen Kindern eingebracht.
Für diese als schwächer geltenden Kinder mag es ein besonders
wohltuendes Erlebnis gewesen zu sein, mit richtigen Lösungen
identifiziert zu werden und hierfür Anerkennung zu erhalten – so wie für
alle anderen auch. Durch die Wiederholungen der richtigen Lösungen im
Zusammenhang mit der erneut vorgegebenen Aufgabenstellung ergaben sich
auch Lerngelegenheiten für diejenigen Kinder, die die Aufgabe falsch
oder gar nicht gelöst hatten, ohne dass sie dabei negativ vor der Klasse
auffielen oder gar bloß gestellt wurden. Gleichwohl war es aber dem
Lehrer möglich, solche Schwierigkeiten zu erkennen, um sich für das
nächste Mal gezielte Hilfen und Erleichterungen zu überlegen.
Keinesfalls war also die Unterrichtssituation für irgendwelche Kinder,
die bestimmte Schwierigkeiten hatten, beängstigend. Ihre Schwierigkeiten
wurden zwar von dem Lehrer erkannt, fielen aber ansonsten nicht auf.
Gehen wir mit der Analyse dieses Beispiels nun noch einen Schritt
weiter, nämlich – wie schon angedeutet – in den Bereich der
Bildungspolitik und der Bildungstheorie.
Der Student hat nämlich mit diesem beschriebenen
Unterrichtsausschnitt ein kleines, aber gut erkennbares Stück Widerstand
geleistet gegen die Logik der ausleseorientierten Schulsystems. So
lange nämlich die Leistungen der Kinder mit Noten bewertet werden und so
lange die Noten ausschlaggebend für das Weiterkommen und Zurückbleiben
im System sind, so lange wird von allen Lehrkräften erwartet, dass sie
die Noten nach gerechten Maßstäben und anhand transparenter Kriterien
vergeben. So hätte es beispielsweise der Logik des Systems entsprochen,
allen Kindern etwa gleich viele Aufgaben mit jeweils annähernd gleicher
Schwierigkeit zu stellen und alle Kinder in etwa gleicher Häufigkeit
ihre Lösungen sagen zu lassen. Im Sinne des Prinzips der Gerechtigkeit
hätte so jedes Kind gleiche Chancen erhalten, und die Bekanntgabe der
Lösung vor der ganzen Klasse hätte dem Prinzip der Transparenz
entsprochen. Auf diese Weise wären erkennbare interindividuelle
Leistungsunterschiede erzeugt worden, die klare Einteilungen
ermöglichen:
Beobachtungen dieser Art hätte der Lehrer registrieren und in
seine Urteilsbildung über die Note in Mathematik einfließen lassen
können.
Auf diese Prinzipien der ausleseorientierten Gerechtigkeit und
Transparenz hat nun aber der Student zugunsten eines pädagogischen
Prinzips, das humanen Bildungsvorstellungen verpflichtet ist,
verzichtet.
Auch wenn das Beispiel nur ein winziges Geschehen innerhalb der
gesamten Bildungslandschaft darstellt, so lässt es doch erkennen, dass
Widerständigkeit des Denkens und Handelns im Bereich der Pädagogik nicht
nur möglich ist, sondern auch mit guten pädagogischen Argumenten
vertreten werden kann. Insofern stellt es die Logik der
bildungspolitisch gewollten Aussonderung ein kleines Stück in Frage.
Zugleich zeigt das Beispiel, dass sich der Lehrer – zumindest in der
geschilderten Situation – von den üblichen Erwartungen und Vorgaben der
Ausleseorientierung befreit und insofern einen Ansatz von
Widerständigkeit und Mündigkeit gezeigt hat. Das sind nun
Persönlichkeitsmerkmale, die dem Gedanken der Bildung im Sinne von
Heinz-Joachim Heydorn (1916–1974) durchaus nahe kommen1 (Heydorn, 1979).
Vielleicht wird das heute kaum noch bekannte, aber sehr tragfähige
und umfassende Werk von Heydorn mit dem Konzept der Inklusion wieder
aktuell.
Anlass zu entsprechender Hoffnung gibt ein wunderbares, spannend zu
lesendes Buch mit authentischen Berichten und Interviews mutiger,
fantasievoller und weitsichtiger Schulleute, auf das ich Sie gerne
empfehlend hinweisen möchte.
Der Titel: „Ungehorsam im Schuldienst – Der praktische Weg zu einer
Schule für alle“, herausgegeben von Reinhard Stähling und Barbara
Wenders, erschienen 2011 in 2. Auflage im Schneider Verlag Hohengehren.
1 Siehe Heydorn, H.-J. (1979): Der Widerspruch von Bildung und Herrschaft. Frankfurt/M.: Suhrkamp. Heydorn war ein überzeugter Gegner jedweder Auslese, die das hierarchisch gegliederte Schulsystem in Deutschland begründet.
Karl-Heinz Platte in nds 4-2010
Ungehorsam im Schuldienst
Der praktische Weg zu einer Schule für alle
Ein bunter Strauß – vornehmlich praktischer – Erfahrungen und ideen aus der Schule und für die Schule:
Im ersten Kapitel werden zwölf Pädagogen aus dem Bildungsbereich
interviewt. Anschaulich und spannend berichten sie aus ihrem
pädagogischen Alltag. Versuche, gegen den verordneten Trott, gegen
sinnlose Vorschriften und unsinnige Bevormundung anzugehen. Es wird
gezeigt, wie Schule gelingen kann, wenn Lehrer es als ihre Aufgabe
ansehen, pädagogisch verantwortungsvoll zu handeln, auch ohne „um
Erlaubnis einzukommen“. Die (typisch deutsche) Angst vor Autoritäten ist
nirgends so kontraproduktiv wie im Lehrerzimmer und im Klassenraum. Wer
allerdings das Wohl des Kindes/des Jugendlichen an die erste Stelle
setzt, hat auch in unserer Schule viele Möglichkeiten. Was im
Umkehrschluss auchheißt: Da die überfällige Wende in der deutschen
Schulpädagogik, in Schulpolitik und Schulstruktur, kaum zu erwarten ist,
sind der einzelne Lehrer, das Pädagogen-Team, die Schule vor Ort
gefordert, sinnvolle pädagogische Arbeit zu leisten, auch im Ungehorsam
gegen überkommene Vorschriften. Die Beispiele der Interviewten machen
dazu Mut, auch wenn sie ab und an ein wenig selbstgefällig daherkommen.
Zwischen die Interviews setzen Stähling und Wenders Exkurse, theoretische Hinweise, Überlegungen und Ausblicke, die nicht immer einen unmittelbaren Bezug zu den Gesprächen haben.
Besonders eindringlich untermauern sie dabei die Notwendigkeit, unsere Schulen endlich inklusiv zu gestalten.
Der zweite Teil des Buches ist dem „Fall“ des bayrischen
Schulaufsichtbeamten a.D. Heinz Kreiselmeyer gewidmet. Nach der
Chronologie seiner Disziplinierung durch die Regierung von Mittelfranken
berichtet das CSU-Mitglied (!) Kreiselmeyer in einem interview von
seiner Arbeit als Schulamtsdirektor und Seminarleiter, vom vielfältigen
„Druck von oben“ bei seinen Versuchen, Schule ohne übermäßige Rücksicht
auf die rigide Bildungsadministration zum Wohl der Kinder zu gestalten.
Im letzten Kapitel kommen ein Hochschullehrer und eine Schulleiterin aus Kanada zu Wort. Ihre reformerischen Ansätze „von unten“ bewirkten letztendlich die Strukturänderung des kanadischen Schulsystems.
Zum Abschluss der Bericht von Prof. Dr. Neville Alexander,
ehemaliger südafrikanischer Freiheitskämpfer und Mithäftling von Nelson
Mandela, über Bildungsarbeit unter schwierigsten Bedingungen – im
Gefangenenlager auf Robben Island. Seit Beendigung der Apartheid
arbeitet Alexander als Direktor der Bildungsinstitution für alternative
Pädagogik erfolgreich in seiner Heimat.
Fazit: Das Buch zeigt eine bunte Palette pädagogischer
Möglichkeiten, nachahmenswerte Beispiele für den Schulalltag,
wissenschaftliche Begründungen für überfällige Reformen, kleine Schritte
und große Erfolge – lesenswert für jeden engagierten Pädagogen und
Pflichtlektüre für die Schulaufsicht vom Schulrat bis zum
Kultusminister.
Reinhard Stähling / Barbara Wenders
Ungehorsam im Schuldienst.
Von heutigen Schulreformern lernen
Ein neues Praxisbuch für den Umbau der Schule
Mit Fotos von Donata Wenders,
Baltmannsweiler (Schneider Verlag Hohengeren,
Basiswissen Grundschule Bd. 66) 256 S.,
3. Aufl. 2011, ISBN 978-3834008343, € 19,80
