Der gute Mensch von Sezuan


Auftritte ab Februar 2017

Der gute Mensch von Sezuan – Eine Flüchtlingskomödie

Gott kam vor langer Zeit in das ferne Sezuan auf der Suche nach einem guten Menschen, der Flüchtlinge aufzunehmen bereit war.

Das Theater in der Kreide päsentiert 2017 Brechts Meisterwerk über Flüchtlinge, Nächstenliebe und Liebe aus dem Jahre 1940, als er selbst Flüchtling war.

„Was nützt die Güte
Wenn die Gütigen zugleich erschlagen werden, oder es werden erschlagen
Die, zu denen sie gütig sind?“,

fragt der Flüchtling Bertolt Brecht in einen Gedicht 1935 im Exil Dänemark.

Dort arbeitet Brecht aus der Perspektive des deutschen Flüchtlings an einer Komödie, die er nun nicht mehr „Die Ware Liebe“ nennt, sondern  „Der gute Mensch von Sezuan“.


Aufführungen
Datum/BeginnOrtKontakt
Sa. 18.02.2017, 19 UhrProbeaufführung, Kap.8, Bürgerhaus Kinderhaus, Idenbrockplatz 8, 48159 Münster, buergerhaus-kinderhaus.de0251 492-4150
Sa. 18.03.2017, 19 UhrBürgerhaus Bennohaus, Bennostraße 5, 48155 Münster, www.Bennohaus.info0251 60967-3
Sa. 06.05.2017, 19 UhrFriedenskapelle Senden, Grüner Grund 5, 48308 Senden, www.kukisenden.de
Vorverkauf: Buchhandlung Schwalbe, Tel. 02597 98244
02597 98683
Sa. 18.11.2017, 19 UhrGrundschule Havixbeck, Aula Dirkes Allee 11, 48329 Havixbeck, Veranstalter: KulturGut Havixbeck
Sa. 17.03.2018, 19 UhrBürgerhaus Bennohaus, Bennostraße 5, 48155 Münster, www.Bennohaus.info0251 60967-3

Plakatentwürfe zu „Der gute Mensch von Sezuan“


Programmheft

Download


Schauspieler; erste Aufnahmen und Probe


Impressionen von der Probeaufführung und anschließender Diskussion am 18.02.2017 im Kap.8, Bürgerhaus Kinderhaus – mit * gekennzeichnete Fotos: Paula Ankert 


Besuch bei den Schauspielern am 06.10.2016


Theaterkritiken

Kritik zur Premiere in den Westfälischen Nachrichten

So. 19.03.2017

Brecht-Stück originell inszeniert

Aus Flüchtlingen werden Jecken

Münster – Gutes Sitzfleisch brauchten die Premierenbesucher im Bennohaus am Samstagabend. Über drei Stunden dauert die neueste Inszenierung vom Theater in der Kreide: Bertolt Brechts „Guter Mensch von Sezuan“. Das Stück zeigte eine beeindruckende Vielfalt der Schauspieler, ob in den Haupt- oder in den Nebenrollen. Alle bewiesen große Wandelbarkeit und verkörperten ihre verschiedenen Parts überzeugend. Raffiniert wurden Szenenwechsel von atmosphärischen Perkussionsklängen von Thomas Schnellen überbrückt: Wenige Gegenstände reichten, um asiatisches Ambiente zu symbolisieren. Die Umbauten bewerkstelligten die Schauspieler selbst.

Von Maria Conlan

Regisseur Reinhard Stähling schuf eine Inszenierung, die keine Antworten auf dem Tablett serviert, aber Stoff zum Nachdenken liefert und immer wieder das Publikum einbezieht. Schon vor der Vorstellung beginnt die Show, auch in der Pause wird das Warten spielerisch überbrückt.

Flüchtlinge werden zu kölschen Jecken, die mit Kamelle, Witzen und „Kölle alaaf“-Rufen die Verfremdung schlechthin verkörpern.

Die nächsten Aufführungen sind für Senden, Lüdinghausen und Havixbeck geplant. Verfremdend auch die Dialekte, die einzelne Rollen charakterisieren: Sächsich (Anja Knösing), Bayerisch (Norbert Kauschitz) und Münsterländer Platt (Karsten Ritter). Es lebe das Brechtsche Spiel mit dem Spiel.

Petra Schulte überzeugt als Hure Shen Te und Shui Ta (Geschäftsmann). Kolja Eicker spielt im Grunde den gesamten Abend durchgehend: auf der Bühne, vor der Bühne, im Café, zusammen mit Norbert Kauschitz, der das Spiel mit dem Feuer liebt, auch im übertragenen Sinne in seiner Rolle als stellungsloser Flieger Yang Sun. Kathrin Kauschitz ist Tanzmariechen und Hure. Besonders hervorzuheben ist Anja Knösing, die an dem Abend fünf verschiedene Rollen übernahm – und das jeweils konsequent und beeindruckend, dass es eine wahre Freude war, ihrem Spiel zuzuschauen.


Kritik zur Aufführung  in Senden

Di. 09.05.2017

Theater in Friedenskapelle

Klassiker wirft aktuelle Fragen auf

enden – Mit seiner Inszenierung des Brecht-Dramas „Der gute Mann von Sezuan“ überzeugte das „Theater in der Kreide“, das von der Kunst- und Kulturinitiative Senden (KuKiS) eingeladen worden war. Auch das Publikum war gefordert.

Gibt es noch gute Menschen auf dieser Welt? Diese hochaktuelle Frage versucht das freie „Theater in der Kreide“ aus Münster mit der Inszenierung des Dramas „Der gute Mensch von Sezuan“ von Bertolt Brecht zu beantworten und begeisterte so am Samstag die Zuschauer in der Friedenskapelle in Senden, wohin die Kunst- und Kulturinitiative Senden (KuKiS) das semiprofessionelle Ensemble eingeladen hatte.

Themen Liebe, Nächstenliebe – und Flüchtlinge

Geschrieben 1940 und uraufgeführt 1943, behandelt das Stück Themen, die heute relevanter sind denn je: Liebe, Nächstenliebe und Flüchtlinge. Zum Plot des Dramas: Vor langer Zeit befindet sich Gott in der chinesischen Provinz Sezuan auf der langen Suche nach einem guten Menschen. Einzig die Prostituierte Shen Te reicht ihm eine helfende Hand und gewährt ihm nach seiner langen Reise Obdach. Von der Bezahlung des „Erleuchteten“ für ihre guten Dienste eröffnet sie eine kleine Kneipe in der sie Geflüchtete aufnimmt – doch von anständigen Taten allein lassen sich keine Rechnungen bezahlen. Um ihren immer größer werdenden Geldsorgen zu entkommen, verwandelt sich Shen Te in den eiskalten Geschäftsmann Shui Ta und vertreibt die Flüchtlinge.

Im weiteren Verlauf des Dramas, das Brecht als Flüchtling im dänischen und schwedischen Exil verfasste, verliebt sich die Protagonistin in den arbeitslosen Flieger Sun, von dem sie schwanger wird, der aber zugleich von ihr Geld zum Schmieren eines Hangarbesitzers erwartet. Diese falschen Absichten ihres Geliebten erfährt Shen Te in der Verkleidung Shui Tas vom Flieger selbst und wird so brutal von Wolke sieben auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.

Ensemble reißt Publikum mit

Nicht nur die Handlung fesselte das Publikum in den Räumen der KuKiS, sondern auch das Talent der ambitionierten Schauspieler: Das bestens eingespielte Sextett riss die etwa 30 Zuschauer mit „kölschem Charm“ mit. Denn Regisseur Reinhard Stähling und sein Ensemble übertrugen das Stück aus dem Zweiten Weltkrieg in die heutige Zeit und schon beim Einzug der Darsteller erschallten „Kölle Alaaf“ Rufe. Auch die Besucher wurden aufgefordert, „sich mal etwas lockerer zu machen“. Ein Appell, dem einige erkennbar folgten.

Das unabhängige „Theater in der Kreide“, das von der Kunst- und Kulturinitiative Senden („KuKiS“) für diese Aufführung engagiert wurde, beansprucht für sich, „kompromisslos und ohne Scheu erfolgreich und kämpferisch Theater zu machen“.


Kritik zur Aufführung Lüdinghausen

 „Der gute Mensch von Sezuan“

Etwas Karneval darf sein

Lüdinghausen – Ein so dramatisches Stück wie „Der gute Mensch von Sezuan“ lässt sich durchaus humorvoll gestalten. Das bewies das „Theater in der Kreide“ jetzt mit seiner Aufführung im Kapitelsaal der Burg Lüdinghausen. Eine Prise Kölner Karneval durfte dabei nicht fehlen. 

Von Justus Zentek.

Gibt es noch gute Menschen auf dieser Welt? Dieser Frage gingen jetzt die Mitwirkenden des freien „Theaters in der Kreide“ zusammen mit dem Publikum im Kapitelsaal der Burg Lüdinghausen auf den Grund. Das 1940 von Bertolt Brecht verfasste Meisterwerk „Der gute Mensch von Sezuan“ über Flüchtlinge, Nächstenliebe und Liebe im Allgemeinen bildete den Auftakt des KAKTuS-Sommerfestivals.

Aus Shen Te wird Shui Ta

In dem Stück begibt sich Gott auf die Suche nach einem guten Menschen, der bereit ist, Geflüchtete bei sich aufzunehmen. Erst im fernen Sezuan wird er fündig. Lediglich die Prostituierte Shen Te (Petra Schulte) gewährleistet ihm auf seiner Reise Obdach und wird für ihre Barmherzigkeit mit einer Geldspende von Gott belohnt. Mit dieser finanziellen Unterstützung kauft sie eine Gaststätte, in der sie Flüchtlinge aufnehmen möchte.

Allerdings bemerkt sie dabei schnell, dass die Aufgenommenen hohe Kosten verursachen, die sie sich in ihrer finanziellen Situation nicht erlauben kann. Daraufhin verwandelt sie sich in den Geschäftsmann Shui Ta und wirft zunächst die Verelendeten aus dem Hause.

Schließlich verliebt sich Shen Te in den arbeitslosen Flieger Sun (Norbert Kauschitz), von dem sie ein Kind erwartet. Zusammen mit ihm stellt sie sich ein schöneres Leben vor. Doch erst verkleidet als Shui Ta erfährt sie, dass ihr Geliebter nur auf ihr Geld hoffte, um selbst eine Arbeit zu finden. Die einkommensschwache Frau fällt zurück auf den Boden der Tatsachen und fragt sich, ob sie wirklich ein guter Mensch sei.

Offenes Ende

Durch das offene Ende wurde den Zuschauern letztendlich die Möglichkeit geboten, auch später über einen möglichen Schluss der Geschichte nachzudenken. Um dieses Thema zeitgemäß und interaktiver aufzubereiten, gestaltete die münsterische Theatergruppe unter der Leitung von Reinhard Stähling ihre Darbietung mit humorvollen Szenen. So wurde das Publikum immer wieder mit viel Turbulenz, reichlich Improvisation und typischen Kölner Traditionen wie dem Karneval miteinbezogen. Damit sorgte das Ensemble für eine moderne Inszenierung des eher dramatischen Stücks. Und dafür gab es vom Publikum viel Applaus.