Der praktische Weg zu Solidarität und Inklusion
Mit einem Nachwort von Georg Feuser
ca. 430 Seiten · Broschur · 56,90 € (D)
ISBN 978-3-8379-3358-1 · ISBN E-Book 978-3-8379-6249-9
Buchreihe: Dialektik der Be-Hinderung
Erschienen im Februar 2025

- Praxistaugliche Impulse und Strategien zur Veränderung einer Schule zu Inklusion und Solidarität
- Konkretes Material für die Erforschung von Schulentwicklung unter Brennpunkt-Bedingungen
- Das Beispiel gibt Anregungen für Veränderungen in der eigenen Schule
- Historische und aktuelle Perspektiven auf institutionellen Antiziganismus
Wie kann sich eine Schule aus eigener Kraftverändern, um in unterschiedlichster Weise gesellschaftlich benachteiligten Kindern gerecht zu werden? Reinhard Stähling, Schulleiter einer »Brennpunktschule«, beschreibt auf der Basis eines über 30 Jahre geführten Tagebuches einer Schulentwicklung, wie Bildungsgerechtigkeit und Inklusion geschaffen werden können.
Viele Probleme im Schulalltag werden als Folgen struktureller Diskriminierung wie z. B. Antiziganismus und Fremdenfeindlichkeit erkannt. Das Kollegium der Schule in Berg Fidel entwickelte zusammen mit den Eltern und Kindern – nicht selten gegen erhebliche Widerstände – strukturelle Voraussetzungen, die ermöglichten, den Bildungsbedürfnissen aller Kinder gerecht zu werden. Die wechselseitige Solidarität der Schüler*innen mit Behinderungen, aus von Armut betrogenen Familien, verschiedenster Ethnien und Hautfarben war das Ziel und ist zur unverzichtbaren Grundlage eines funktionierenden und kinderfreundlichen Schulalltags für alle geworden.
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„Meine Maxime: Wir haben zu helfen“
Reinhard Stähling leitete 20 Jahre lang die heutige Primus-Schule Berg Fidel/Geist in Münster.Sie liegt in einem von Hochhäusern geprägten Ortsteil im Süden der ansonsten sehr bürgerlich geprägten westfälischen Großstadt. Ein in den Kinos erfolgreicher Dokumentarfilm stellte vor gut zehn Jahren das wegweisende inklusive Schulkonzept vor. Den Begriff „Inklusion“ interpretiert das reformpädagogisch orientierte Team sehr weitreichend: Neben Kindern mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen schließt es durch Krieg, Flucht und Armut Traumatisierte explizit mit ein. Zudem stammen viele Schüler:innen aus Roma-Familien und leben in den Unterkünften in der Nachbarschaft.
der Freitag: Herr Stähling, im Untertitel Ihres frisch erschienenen Buches „Entwicklungsschritte einer Schule im Brennpunkt. Der praktische Weg zu Solidarität und Inklusion“ benutzen Sie offensiv den Begriff „Brennpunkt“. Ist der in Fachkreisen umstrittene Begriff nicht stigmatisierend?
Reinhard Stähling: Stigmatisierung findet nur statt, wenn wir nicht alle im Stadtteil gleich behandeln. Wenn etliche Kinder wie noch in den 1990er Jahren aus dem Quartier zu Sonderschulen gefahren und deshalb nicht mit ihren Nachbarn, Freunden und Geschwistern gemeinsam beschult werden, dann kommt es zu Stigmatisierung und schließlich auch zu Mobbing und Gewalt. Seitdem wir eigenmächtig die von Behörden empfohlene Aussonderung nicht mehr mitgemacht haben, ist der ganze Stadtteil friedlicher geworden. Unsere Schule nimmt alle Kinder auf, ohne Ausnahme.
… aus einem Interview mit Thomas Gesterkamp erschienen in „der Freitag“ 12/2025.

