Galilei

„Du bist ja ein komödiantisches Kraftpaket sondergleichen und Dein Kumpel Gagagagagalilei ebenfalls. Das war ja totales Theater, unglaublich gut. Wir sind echt begeistert. Alles drin: Stanislawskis Armes Theater, Karl Valentin, Brecht, Pantomime, Akrobatik, super Regie, tolle Einfälle, großartige Sprechkunst: Ihr seid einsame Klasse, Roberto Ciulli hätte seinen Spaß an Euch, tretet doch ‚mal in Mülheim auf und ladet den großen Meister ein – der kommt bestimmt und engagiert euch vom Fleck weg. Diese kleine Porno-Papst-Szene sucht ja wohl auch ihresgleichen … nananananana!

Brief an den Schauspieler Volker Stephan zum Auftritt am 19.4.08 in Münster

Lieber Herr Kauschitz,

die Zeit, die ich investiert habe hat sich aber doppelt gelohnt:
Meinen allerbesten Glückwunsch, die Vorstellung war phantastisch, wir sind stark beeindruckt von den Leistungen des „Theaters in der Kreide“, sowohl schauspielerisch, als auch hinsichtlich der bombatischen Inszenierung. Ohne „Anlass“ wäre ich da wohl kaum hingegangen … Es war super, ein toller Abend für uns … Weiterhin hat mein Mann (als Schwäbich-hör-geübter Westfale) den Dialekt des Kurators sehr gelobt und als sehr überzeugend beschreiben. Und er muss es ja wissen …
Also nochmal: herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Leistung, herzlichen Dank für die Karten, und zur nächsten Aufführung kommen wir dann freiwillig …

Herzlichen Gruß
Dorothea Sauter und Michael Philipps

Brief an den Schauspieler Norbert Kauschitz

Und sie bewegt sich doch …
Galilei – wie ihn keiner kennt!

Bei Galilei am Keyboard: Thomas Schnellen

Galilei – wie ihn keiner kennt! Es ist Zeit, dass sich was dreht. Das denkt sich das „Theater in der Kreide“ und bringt die Hauptfigur in Bertolt Brechts „Galileo Galilei“ mächtig ins Rotieren. In Gedanken und Experimenten kreist er um Erde und Sonne, natürlich, aber auch und besonders um sich selbst. 

Die neue Inszenierung des Münsteraner Brecht-Regisseurs Reinhard Stähling führt den Beweis, dass auch das Hirn eines verwirrten Professors die Himmelskörper in Bewegung versetzen kann. Der tragische Held der mittelalterlichen Sternenforschung kämpft nicht allein mit Ignoranz und Inquisition der Kirche, sondern auch mit seinem geistigen Vermögen und kulinarischen Verlockungen. Und so entsteht ein kurzweiliger Theaterabend der Genüsse, an dem nicht nur gelacht, sondern auch Essen aufgefahren wird, dass sich Tische und Bühne biegen. Wer mit Galilei lacht und leidet, soll sich schließlich auch laben können – an italienischer Küche vom Feinsten (gegen Aufpreis). Aber bitte: Gut kauen, denn Stähling und die hochkarätigen Schauspieler kredenzen die Speisen zu einem Stück, bei dem einem das Lachen im Halse stecken bleiben kann… Das „Theater in der Kreide“ hält einmal mehr sein Versprechen, völlig neue Sichtweisen auf Brecht-Klassiker zu eröffnen. Und dabei wird keine Pointe ausgelassen, die Brecht – sehr wohl in Kenntnis der historischen Tatsachen – in das berühmte Theaterstück eingebaut hat. Belustigend, bereichernd und natürlich erdbewegend.


Bei Galilei


Premierenbilder von Günter Kortmann


Theaterkritken

MZ vom 19. März 2007


WN vom 19 März 2007


WN vom 22. Oktober 2007


MZ vom 23. Oktober 2007


WN vom 19. November 2007

Großes Theater in der kleinen Friedenskapelle“

„Das Leben des Galilei“: Unkonventionell und humorvoll

Senden. „Jetzt wird geforscht – und zwar wie verrückt.“ Unter diesem Motto von Armin Käthner alias Galileo Galilei entführte das „Theater in der Kreide“ am Samstagabend die Zuschauer in der Friedenskapelle in die skurrile Welt der Wissenschaft. Bertolt Brechts Stück „Das Leben des Galilei“ einmal anders: Die Interpretation der Münsteraner Schauspielgruppe zeichnete sich vor allem durch ihre unkonventionelle Bühnengestaltung und viel Humor aus. Das „Theater in der Kreide“ spielt unter der Regie von Reinhard Stähling seit zehn Jahren auf verschiedenen Bühnen in und um Münster vor allem Stücke von Brecht. Dabei bedeutet „Theater in der Kreide”: Theater ohne Geld – keiner der Schauspieler bekommt auch nur einen Cent für seine Auftritte. Das Geld für die Eintrittskarten fließt vollständig in die Theaterkasse. „Alle Mitglieder unserer Theatergruppe sind nebenbei berufstätig. Wir spielen, weil wir Spaß daran haben“. erklärte Reinhard Stähling im Gespräch mit den WN. „Obwohl wir nur einmal die Woche proben können, spielen wir auf sehr hohem Niveau.“

Dazu gehört auch, dass alle Schauspieler bereits Bühnenerfahrung haben. Das gilt sogar für die bei den Jüngsten, Felix und Frederik Stähling, die erst 13 beziehungsweise neun Jahre alt sind. „Ich hab zuerst in der Schule beim Zirkus mitgespielt“, erzählt Felix. Vor zwei Jahren ist er zum Theater in der Kreide gewechselt – weil sein Vater „da mitmacht“ und weil er es „einfach mal ausprobieren“ wollte. Eingeladen worden war die Gruppe von der „Kunst- und Kulturinitiative Senden“ (KuKiS), die sich bemühen, neben ihrem Programm an Kreativkursen im Jahr auch drei bis vier kulturelle Einzelveranstaltungen in der Friedenskapelle anzubieten.

Zugeschnitten auf das Ambiente der Friedenskapelle führte das „Theater In der Kreide“ Brechts „Das Leben des Galilei“ auf. Foto: -vkr-

Dabei ist die KuKiS für alle Vorschläge offen: „In diesem Fall hatte ein Vorstandsmitglied von uns die Theatergruppe in Lüdinghausen gesehen und war sehr angetan von der Aufführung. Deshalb haben wir uns entschlossen, sie einzuladen“, erklärte KuKiS-Pressesprecherin Iris Witz. Dennoch sei es oft schwierig, eine Gruppe zu finden, die ihr Stück auf das besondere Ambiente der Friedenskapelle abstimmen kann. „Wir versuchen immer, das Beste aus den Räumlichkeiten rauszuholen.“ Das ist dem Theater in der Kreide auf jeden Fall gelungen. Und am Ende hat die Gruppe nicht nur bewiesen, dass sich die Erde um die Sonne dreht, sondern auch, dass man in der kleinen Friedenskapelle durchaus großes Theater spielen kann.

Valerie Kranig


Neuer Blick auf Galileo

„Theater in der Kreide“ kombiniert Brecht mit Elementen des Volkstheaters

UNNA. Zurück zu den Wurzeln des Volkstheaters führte Regisseur Reinhard Stähling mit seiner Inszenierung von Brechts „Leben des Galilei“ die Zuschauer am Samstagabend in der Lindenbrauerei. Für manchen mag sie eher befremdlich gewesen sein. diese Mischung aus von Brecht-Aufführungen gewohnter Ernsthaftigkeit und ungewohnten, im volkstümlichen Theater wurzelnden Slapstick-Einlagen. Gewollt „gegen den Strich“ arbeiten möchte der Regisseur und das zeigen, was man beim ersten Lesen des Stücks seiner Meinung nach nicht erfasst.

Da kratzen die Schauspieler sich an intimen Stellen, laufen in Unterwäsche über die Bühne oder beginnen übertrieben pantomimisch eine Prügelei. Armin Käthner fasziniert als Galileo Galilei. Ebenso beeindrucken Norbert Kauschitz sowie Volker Stephan, die chamäleonartig in verschiedene Rollen und Dialekte/Akzente schlüpfen. Gut auch die Leistung der beiden jüngsten Ensemble-Mitglieder.

Stählings Söhne Felix (12) und Frederik (9) sind gleichberechtigte Darsteller. Der zweite Teil von Stählings Inszenierung wirkt gegenüber der stärkeren Komik des ersten Teils ernster, düsterer, die Darstellung der Schauspieler wird intensiver.
Käthner kämpft als Galileo zwar in bester Slapstick-Tradition mit einer Leiter, doch neben ihm erzählt Kauschitz als Mönch berührend von seinen alten Eltern. Deren Leben und Leiden als arme Bauern wäre sinnlos, wenn die Welt und damit der Mensch nicht im Mittelpunkt des Universums und der Aufmerksamkeit Gottes stünde. Den Zuschauern bleibt das Lachen vollends im Halse stecken, wenn Galileo am Ende klar wird, welche Schuld er, nach Brechts Meinung, auf sich geladen hat, welche Chance er verpasst hat. Hätte er der Inquisition widerstanden, wäre er ein Vorbild für den moralischen Umgang mit Forschungsergebnissen nur „zum Wohle der Menschheit“ geworden.
Monika Hilgenfeld


Westfälische Rundschau vom 13. August 2008

„Theater in der Kreide“ aus Münster gab Gastspiel in der Lindenbrauerei

Brechts harte Bühnenkost einmal leicht serviert

Unna. (rs) Harte Theaterkost einmal leicht serviert: Dass man auch an einem sonnigen Samstagabend einen Klassiker wie „Das Leben des Galllei“ von Bertold Brecht verdauen kann, bewies das „Theater in der Kreide“ aus Münster im Kühlschiff der Lindenbrauerei. Den Zuschauern schmeckte die pointenreiche Inszenierung.
Für die gerade mal 20 Gäste begann das Theater bereits gleich riachdem sie die Abendkasse passierten: Im Vorraum zum Kühlschiff wurden sie von einem pseudo-italienischen Kellner herzlich in Empfang genommen, der seine Kundschaft mit fingiertem südeuropäischen Dialekt der Reihe nach verulkte, ihnen beim eigentlichen Theaterstück später aber als Sprecher beim Szenenwechsel weiterhalf.
Regisseur Reinhard Stähling hatte das „Leben des GaIilei“ zum zehnten Geburtstag des „Theaters in der Kreide“ in besonders heiterer Form auf die Bühne gebracht. 
Wir wollten bei diesem Theaterstück ein bisschen gegen den Strich bürsten“, erklärte er. Das fünfköpfige Schauspielensemble, darunter auch Stählings Söhne Felix (12) und Frederik (9), präsentierte so die eigentlich tragische Geschichte des Wissenschaftlers Galileo Galilei, der nach seiner Erkenntnis, dass die Erde nicht Mittelpunkt des Universums steht, mit der katholischen Kirche in Konflikt sgeriet, auf amüsante Art, ohne dabei ins Lächerliche abzudriften.

Die pointenreiche Inszenierung gefiel dem Publikum: Allerdings blieb der große Zuspruch zum „Leben des Galilei“ aus. (Bild: KD)

Besonders überzeugte Armin Käthner in der Hauptrolle des Galileis, der als zerstreuter Wissenschaftler über die Bühne tobte und immer wieder wild gestikulierend zeigte, wie eng Genie und Wahnsinn beieinander liegen: Zwar erklärte er leicht verständlich mit einem umgedrehten Fahrrad und einer Milchflasche wie sich die Erde um die Sonne dreht, dann aber wieherte er wie ein Pferd, hüpfte als quakender Frosch umher und verfiel in eine Körperstarre, die sich nur noch mit einem Cocktail aus Milch und Waschwasser auflösen lies.

Neues Stück in Planung

Regisseur Reinhard Stähling hat mit seinem „Theater in der Kreide“ bereits das nächste Projekt im Visier: Das Stück „lch bin das Volk“ von Franz Xaver Kroetz, in dem es um Rechtsradikalismus nach dem Fall der innerdeutschen Mauer geht, wiIl er für das kommende Jahr auf die Bühne bringen.